Direkt zu den Inhalten springen

Wie verändert sich die Kommunikation und der Austausch in der Selbsthilfegruppe

von Rüdiger Beins

Unsere Gruppe besteht seit 2002 (Altersspanne der Mitglieder zurzeit 58 bis 86 Jahre). Grundsätzlich treffen wir uns regelmäßig jeden zweiten Dienstag im Monat. Drei unserer Mitglieder nehmen bereits seit 10, 15 und 18 Jahren an den Treffen teil.

Im Zuge der Corona-Pandemie standen auch wir vor der Herausforderung: Wie gelingt es uns in dieser Zeit die Kommunikation und den Austausch aufrecht zu erhalten?

In einem ersten Schritt wurde der Austausch zu den Mitgliedern per Telefon, E-Mail und Brief in den Mittelpunkt gerückt und intensiviert. Anstelle der Gruppenabende kamen aktuelle Informationen und Hinweise zu Austauschmöglichkeiten nun monatlich auf dem Postweg bei allen Mitgliedern im heimischen Briefkasten an. Bisher erfolgten diese Rundschreiben vier Mal im Jahr.
Eines stand jedoch von vorneherein fest: Ein Brief oder eine E-Mail kann einen persönlichen Austausch in der Gruppe nicht ersetzen. Daher griffen auch wir die Idee einer Telefonkonferenz auf. Die für die meisten Mitglieder zunächst noch unbekannte (Einwahl-) Hürde zum Betreten des virtuellen Konferenzraumes wurde von allen gemeistert. Ein Mitglied hatte zum Einstieg spontan mit dem Song „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ für eine lockere Stimmung gesorgt. Wer konnte, sang oder summte mit. Unser Austausch endete mit den Worten eines Mitglieds „Wir sind wie eine richtige Familie – eine Prostatafamilie.“ Auch die Mitglieder, die aus Krankheitsgründen oder wegen Mobilitätseinschränkungen nicht an unseren Gruppenabenden teilnehmen können, haben auf diesem Weg die Möglichkeit, dabei zu sein.
Im März gab es einen Betroffenen mit Komplikationen im Behandlungsablauf, der das erste Mal mit vielen Fragen zu unserem vorerst letzten Gruppenabend zu uns kam. Durch Zuspruch und Schilderung unserer Erfahrungen haben wir versucht, etwas zur Entspannung beizutragen. Im April und Mai blieben wir per Telefon und E-Mail im Kontakt. Mit dem neu gewonnenen Mitglied soll es nach einer weiteren, dann hoffentlich erfolgreichen, Behandlung ein Wiedersehen an einem Gruppenabend geben.
­­Das, was einigen Mitgliedern in dieser Zeit fehlt, ist unser wöchentliches „Wohlfühltraining“ Pilates mit anschließendem Kaffeetrinken und klön schnack. Bei langsamen und fließenden Bewegungen kräftigen wir unsere Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur. Danach werden im Café um die Ecke die kleinen und großen Themen des Alltags diskutiert.
Im Juni sind Treffen unter Auflagen wieder erlaubt. Jedoch hätten nur dreiviertel der Mitglieder zu einem Gruppenabend kommen dürfen. Wer darf kommen, wer nicht? Wir haben uns in der aktuellen Situation wieder für eine Telefonkonferenz entschieden, da sie derzeit für uns noch die bessere Lösung darstellt.
Und im Juli, wie geht es dann weiter? Da planen wir einen Gruppenabend an der frischen Luft: Austausch und Bewegung im Rahmen eines Abendspaziergangs in der Naturlandschaft Dammaschwiesen in Celle. Alles unter den dann geltenden Corona-Regeln.
Wir freuen uns auf die Zeit nach Corona: gemeinsame Gruppenabende und andere Veranstaltungen ohne weitere Auflagen. Oder ist dies auf absehbare Zeit nur eine Wunschvorstellung? Dann werden wir weiter, neue Ideen in Bewegung bringen und den Kontakt mit den oben beschriebenen Kommunikationswegen ausbauen.

Für Betroffene aus Celle und Umgebung
Wenn Sie jetzt als Betroffener diesen Bericht gelesen haben und Ihnen der Gedanke „hier finde ich zusätzliche Hilfe und Unterstützung“ oder „hier würde ich auch gerne eine ehrenamtliche Aufgabe übernehmen“ gekommen ist, nutzen Sie gerne das
Kontaktformular.